Lebendige Landschaften brauchen Weidetiere!
04.07.2019
Ansbach/Göttingen - Die Zahl weidetierhaltender Betriebe in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Doch Weidetiere sind die Voraussetzung einer lebendigen Kulturlandschaft. Während weltweit eine Million aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, ermöglicht extensive Beweidung als Schlüsselinstrument den Schutz der Artenvielfalt und des Klimas und garantiert damit die Entwicklung attraktiver Landschaften. „Um artenreiches Grünland zu bewahren und zu entwickeln, dürfen Weidetiere deshalb nicht weiterhin aus der Landschaft verschwinden!“, forderte Josef Göppel, Vorsitzender des DVL. Wie diese Form multifunktionaler Landwirtschaft angesichts aktueller Hemmnisse effektiv gestärkt werden kann, diskutieren bis 6. Juli über 200 Teilnehmer des Deutschen Landschaftspflegetages 2019.
Beweidung ist Schlüssel zum Erhalt der Insektenvielfalt
Im Mittelpunkt der Tagung stehen neben den Herausforderungen der Weidetierhaltung auch Voraussetzungen und Umsetzungsstrategien praktischen Insektenschutzes, denn Beweidung ist multifunktional. Durch die Pflege der Landschaften sichert sie deren Erhalt und garantiert dadurch die Vielfalt der Arten. Weidetierhalter sind deshalb wichtige Partner der Landschaftspflegeverbände, die sich seit über 30 Jahren für die Gestaltung unserer Kulturlandschaft einsetzen. „Landschaftspflegeverbände sind die erfahrensten und erfolgreichsten Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz!“, unterstrich Göppel.
Michael Stübgen MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMEL betonte: "Die lebendige Gestaltung von Landschaften ist keine einfache Aufgabe, denn lebendige Landschaften stehen für Nutzungsvielfalt und Artenvielfalt. Beides muss miteinander in Einklang gebracht werden. Damit Nutztierhaltung, Landwirtschaft, der Klima- und Artenschutz nicht mehr als Gegensätze wahrgenommen werden."
Weidetierhalter als Klimawirte: Pioniere nachhaltiger Landwirtschaft
Klimaschutz durch Nutztierhaltung auf landwirtschaftlichen Flächen umzusetzen und dabei gleichzeitig die biologische Vielfalt zu fördern, gelingt vor allem durch eine angepasste Nutzung organischer Böden. Der Schutz von Moorböden ist das dritte Schwerpunktthema der Tagung. Auf besonders effektive Weise geschieht dies durch naturnahe Weidesysteme auf nassen Moorböden, die als Kohlenstoffsenken dienen. Denn obwohl Moore nur 6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausmachen, verursacht die Entwässerung von Moorböden über ein Drittel der Emissionen der Landwirtschaft. Da Beweidung eine landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorböden ermöglicht, ist Weidetierhaltung ein erfolgreicher Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Für die Wiederherstellung der Moorfunktionen auf großen Flächen setzt sich beispielsweise der 2018 in Niedersachsen gegründete Landschaftspflegeverband Diepholzer Moorniederung ein, der Klimawirte bei der Bewirtschaftung und Wertschöpfung auf Moorflächen aktiv unterstützt. Dabei greift er auf die umfangreichen Praxiserfahrungen eines bundesweit etablierten Netzwerks von 173 Landschaftspflegeverbänden zurück.
Hintergrund
Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL). e.V. lädt jedes Jahr zum Deutschen Landschaftspflegetag ein. Vorträge sind unter www.dvl.org öffentlich zugänglich. Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.
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