Ackerwildkrautpreis 2024 verliehen: Landwirte in Oberbayern ausgezeichnet!
06.11.2024
Ansbach/Olching – Bei nachhaltiger Bewirtschaftung können Äcker zu wertvollen Lebensräumen werden, die sogar seltene oder vom Aussterben bedrohte Ackerwildkräuter beherbergen. Das Vorkommen dieser meist konkurrenzschwachen Wildkräuter beeinträchtigt in der Regel nicht den Ertrag der Kulturpflanzen. Vielmehr sind sie bedeutende Nahrungsquellen für eine Vielzahl von Insekten, Feldvögeln und anderen Tierarten in unseren Agrarlandschaften.
Entdeckung seltener Ackerwildkräuter
Insgesamt 23 landwirtschaftliche Betriebe aus zehn Landkreisen Oberbayerns nahmen am Wettbewerb teil, darunter 18 ökologisch und fünf konventionell wirtschaftende Betriebe. Die Prämierung fand heute im Landkreis Fürstenfeldbruck statt. Die beiden Siegeräcker konnten sechzehn beziehungsweise acht Arten präsentieren, die bereits auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen und in Bayern selten sind.
Auf dem Sommergersten-Acker von Michael Friedinger, der seit 1993 einen Biobetrieb in Berg im Landkreis Starnberg führt, wurden insgesamt 80 verschiedene Ackerwildkräuter entdeckt. Diese farbenfrohen Pflanzenarten, die teils in großen Populationen spontan neben der angebauten Sommergerste gedeihen, sicherte ihm einen von zwei ersten Preisen.
Ein weiterer erster Preis wurde Jakob Bösl verliehen, der in Titting im Landkreis Eichstätt im Haupterwerb wirtschaftet. Auf seinem „Kleinstacker“ mit Winterroggen konnten 54 verschiedene Arten gefunden werden, darunter viele bunt blühende konkurrenzschwache Ackerwildkrautarten. Er bewirtschaftet in einem extensiven Verfahren im Rahmen einer Ersatzgeldmaßnahme Äcker für den Schutzacker-Komplex „Pfleimberg Titting“.
Die Anzahl der Ackerwildkräuter und deren Seltenheit waren nicht die einzigen Kriterien für die Platzierung. Bewertet wurde auch, ob die Arten lediglich am Rand oder auch im Inneren des Feldes vorkamen. Zudem gingen nur konkurrenzschwache Arten positiv in die Bewertung ein.
Honorierung ackerwildkraut-freundlicher Bewirtschaftung
„Durch eine extensive und ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung tragen Landwirtinnen und Landwirte maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt in der heutzutage oft artenarmen Agrarlandschaft bei. Sie setzen sich aktiv gegen den Verlust der Biodiversität ein. Mit diesem Wettbewerb würdigen wir die Leistungen der Landwirtinnen und Landwirte, deren Arbeit angemessen entlohnt werden muss“, erklärt Maike Fischer, DVL-Projektmanagerin.
Der Wettbewerb, der in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in Bayern stattfindet, zielt darauf ab, das öffentliche Interesse auf die besonders gefährdete Ackerwildkrautflora zu lenken. Diese Flora bietet nicht nur zahlreiche Nahrungsquellen für wichtige Bestäuber und andere Tierarten, sondern steigert auch den Erholungswert für Menschen durch die Schönheit bunter Äcker. Landwirtinnen und Landwirte können die Agrarökosysteme in ihrer Region verbessern, indem sie beispielsweise auf Pflanzenschutzmittel verzichten, lichte Kulturbestände schaffen oder die Stoppeln nach der Ernte länger stehen lassen, um den Wildkrautsamen die Möglichkeit zur Aussamung zu geben.
Um dies zu ermöglichen, können Bäuerinnen und Bauern für den daraus resultierenden Ertragsverlust und die zusätzliche Arbeit einen finanziellen Ausgleich erhalten. Geeignete Fördermöglichkeiten dafür sind das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) des Freistaats Bayern. Landwirtinnen und Landwirte, die am VNP interessiert sind, Flächen mit artenreicher Ackerwildkrautflora besitzen und diese extensiv bewirtschaften möchten, können sich an die Untere Naturschutzbehörde ihres Landratsamtes wenden.
Weiterführende Information
Teilnehmende des Wettbewerbs und die Ackerwildkräuter
Von den 23 landwirtschaftlichen Betrieben stammen sieben aus dem Landkreis Eichstätt, fünf aus dem Landkreis Starnberg, jeweils zwei aus den Landkreisen Erding, Mühldorf a. Inn und München. Jeweils ein Betrieb stammt aus den Landkreisen Altötting, Dachau, Ebersberg, Ingolstadt und Landsberg am Lech.
Preisträgerinnen und Preisträger
Die beiden ersten Preise erhielten Michael Friedinger (Landkreis Starnberg) und Jakob Bösl (Landkreis Eichstätt). Auf ihren Äckern konnten 80 beziehungsweise 54 verschiedene Arten gefunden werden. Dort wuchsen zum Beispiel die in Oberbayern als gefährdet eingestufte Arten Finkensame und Großer Frauenspiegel sowie die eher unscheinbare Ackerröte. Auf dem von Jakob Bösl bewirtschafteten Acker konnte sogar der einzige aktuelle Nachweis des Flammen-Adonisröschens in ganz Oberbayern erbracht werden.
Als ersten Preis erhielten die beiden je einen Gutschein für einen Aufenthalt in einem Biohotel im Wert von 300€.
Die beiden zweiten Preise, Genussgutscheine für ein regionales Restaurant im Wert von 200€, gingen an Florian Gäck (Beilngries, Lkr. Eichstätt) und Bernhard Heindl (Kirchdorf, Lkr. Mühldorf a. Inn). Auf dem Sommergersten-Acker von Florian Gäck fand eine gezielte Ackerwildkrautvermehrung statt, unter anderem für die Acker-Lichtnelke, den Acker-Rittersporn und den Großen Frauenspiegel, deren Exemplare in großer Anzahl gefunden werden konnten. Im Wettbewerbsacker von Bernhard Heindl konnten über 250 Exemplare des Acker-Hahnenfußes festgestellt werden, der in Bayern im Bestand als gefährdet gilt.
Zwei dritte Preise, Genussgutscheine im Wert von 100€, gingen an Thomas Hoyler (Oberschleissheim, Lkr. München) und Roland Koböck (Gauting, Lkr. Starnberg).
Drei vierte Preise und drei fünfte Preise, Spezialitäten-Körbe aus der Region, gingen an Norbert und Philipp Grenzebach (Hochstadt, Lkr. Starnberg), Franz Josef Mayer (Preith, Lkr. Eichstätt), Konrad Schneider (Titting, Lkr. Eichstätt), Stefan Graf (Andechs, Lkr. Starnberg), Konrad Hefele (Ainhofen, Lkr. Dachau) und Albert Brandmair (Ismaning, Lkr. München).
Alle anderen Preisträgerinnen und Preisträger erhielten ebenfalls Spezialitäten aus der Region und, wie alle Teilnehmenden, eine Artenliste ihres Ackers.
Fotos der Siegerehrung stehen ab 07.11.2024 hier zur Verfügung.
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